Die Gemeinderatswahl-Wiederholung am 7. Juni wird um eine Facette reicher: Die beiden geschassten Ex-NEOS-Mandatare Günter Ringhofer und Günther Jörg, die nicht mehr für den Gemeinderat zur Verfügung stehen, geben quasi eine Wahlempfehlung für die Bürgerliste von Gabriele Wladyka ab.
“Wir sind zwar noch immer pink im Herzen, aber unser pinkes Herz ist gebrochen”, schreiben sie gekränkt. Und dann setzen die beiden mit einem Rundumschlag gegen ihre ehemalige Partei und die anderen politischen Mitbewerber fort.
“Die NEOS: Leider, leider. Als jüngste Altpartei haben sie die Existenzberechtigung verspielt. Es herrschen Parteidisziplin, Message Control und Freunderlwirtschaft – wie eine pinke ÖVP. Dem Spitzenkandidaten mangelt es an (Lebens-)Erfahrung, er ist ja auch erst 21 Jahre alt. Die Messages werden von St. Pöltens PR Abteilung vorgegeben. „Kein Kind zurücklassen“. Für Ghettos und Brennpunktschulen ist P-Dorf ja nicht bekannt.. “Die NEOS haben sich zur jüngsten Altpartei entwickelt. Von “Bürgern aus der Mitte der Gesellschaft” von 2015 ist heute nur mehr eine Marketinghülle übrig. Für uns der Grund, nicht mehr anzutreten und auf Abstand zu den NEOS zu gehen, zumindest in Niederösterreich.
Wen also wählen? Hier einige Überlegungen:
Die ÖVP: Der Verlust der Absoluten wäre gut für P-Dorf. Schuster, seit 18 Jahren Bürgermeister, verantwortet, dass er alle Wohltaten mit einem Vorgriff auf die Zukunft im Ausmaß von zwei Millionen Euro pro Jahr erkauft hat. Die Schulden gingen von 30 auf 53 Millionen. Und das, obwohl Wohnungsverkäufe noch über 9 Millionen Euro in die Kassa gespült haben. Unsere Kinder und Enkel werden das bezahlen.
Die FPÖ: Fehlt verlässlich in jedem Ausschuss. Purer Populismus: z.B. “800 € für jede Familie” . Wie jetzt? Aus der leeren Gemeindekasse? Einmal? Monatlich? Und ohne Erwähnung von „Kopftuch“ geht gar nichts.
Die Grünen: Immer freundlich, nie kantig, würden sie einen braven Koalitionspartner für die ÖVP abgeben. Radwege? Eh nett. Seit kurzem gibt es die Forderung nach attraktiveren Öffis im Ort. Endlich! Jedoch, Budgetdisziplin ist kein Fokus. Z.B. 170.000 für eine Verkehrsstudie – was ist eigentlich damit?
Die SPÖ: Die personelle Erneuerung muss noch vollzogen werden. Nach wie vor hat Hofrat Plessl die Fäden in der Hand, mit viel Erfahrung und reich an Jahren. Warum er seine schützende Hand über überbordende Beamtengehälter hält, verstehen wir nicht.
Die Bürgerliste: Einzige harte Opposition. Gut so, das braucht es, vor allem weil die NEOS wegfallen. Ich würde mir stilistisch mehr Eleganz wünschen und mehr Mut für Neues. Die Bürgerliste hat wirkliche Experten im Baurecht, welche die Bauabteilung zwingt, alles rechtlich abzusichern. Es gibt einen gewissen Fokus auf die schlechte Budgetsituation – da ist noch mehr drin.
Mit diesen Überlegungen, auch persönlich gefärbt, bitten wir Sie jedenfalls zur Wahl zu gehen – per Briefwahl oder am Sonntag, 7. Juni.
Wir bleiben Bürger aus der Mitte der Gesellschaft auch ohne Gemeinderat.”
Soweit die ausführliche Abrechnung der frustrierten Ex-Mandatare mit der Perchtoldsdorfer Politik.
Die solchermaßen geschmeichelte Gabriele Wladyka jubiliert: “Ex-NEOs geben Wahlempfehlung für die Bürgerliste, das freut uns sehr und wir werden auch in Zukunft eng zusammen arbeiten. Denn besonders was die Finanzen betrifft, sind unsere beiden, leider bald Ex-Kollegen Jörg und Ringhofer Experten und wir werden ihre Unterstützung sehr gerne in Anspruch nehmen.”
Bei so viel gegenseitiger Lobhudelei bleibt nur die Frage, ob die Rechnung für die Bürgerliste aufgeht und die Wählerinnen und Wähler das auch so sehen.
Eine politische Tätigkeit ist kein Theaterabonnement, das man jederzeit verlängern kann. Die SPÖ wird allen Fraktionen die Zusammenarbeit anbieten. Denn in schwierigen Zeiten ist diese Zusammenarbeit gefragt. Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist jetzt ganz wichtig. Wir beurteilen unsere Mitbewerber nicht nach dem Getöse in der Wahlwerbung, sondern nach der konstruktiven Zusammenarbeit im Gemeinderat in der neuen Zusammensetzung. Und da freuen wir uns auf den spannenden Diskurs mit allen. Vor allem aber auch mit dem neuen Team der NEOS.
Mag. Anton Plessl