Perchtoldsdorf: Geplante Änderungen bei der Perchtoldsdorfer Raumordnung und Bebauung sorgen bereits im Vorfeld für heftige Diskussionen bei den politischen Mitbewerbern.
Es geht um zusätzliche Hauerhallen im Vierbatzviertel und um die Verbreiterung der Ambros-Rieder-Gasse.
ÖVP-Bürgermeisterin Andea Kö spricht sich ganz klar für den Bau von Produktionshallen in der Weingartenried Vierbatz zwischen Friedhof und Autobahn aus, um den Anforderungen einer zeitgemäßen Landwirtschaft für die 37 Weinbaubetriebe im Ort gerecht zu werden. In einem ersten Schritt wurden bereits Hauerhallen im Pöllangraben errichtet.
“Ich bin der Meinung, dass wir hier entlang eines ganz klaren Konzepts den Bau von Produktionshallen ermöglichen sollten. Gleichzeitig können wir so auch verhindern, dass die Weingärten massiv bebaut werden“, so die Bürgermeisterin.
Angedacht ist eine Zonenbeschränkung, innerhalb derer landwirtschaftliche Bauten möglich sein sollten, wobei eine bebaute Fläche von max. 1.000 Quadratmetern, bzw. eine bebaubare Fläche von maximal 25 Prozent und eine Maximalhöhe von 8 Metern geplant ist.
SPÖ und Bürgerliste fürchten zu starke Bodenversiegelung
Oppositionspolitiker Anton Plessl von der SPÖ kontert: “Die 25-prozentige Verbauung ermöglicht die Versiegelung von ca. 20.000 Quadratmetern. Rechnet man die notwendigen Nebenflächen dazu, ist die Versiegelung weit höher.“
Ähnlich auch die Bedenken von Gemeinderätin Gabriele Wladyka von der Bürgerliste: “Gerade in der heutigen Zeit, wo Klima- und Bodenschutz gefordert wird, ist ein derartiges Vorgehen absolut unverständlich. Auch wenn im Jahr 1998 der Vierbatz für die Herstellung von landwirtschaftlichen Gebäuden zu Verfügung stehen sollte, so war damals nicht von riesigen Weinhallen, die dann mitunter auch als Veranstaltungslocation genützt werden, die Rede.“
Breite Geh- und Radwege in der Ambros-Rieder-Gasse
Ein weiterer Aufreger in Perchtoldsdorf ist die geplante Verbreiterung der schmalen Ambros-Rieder-Gasse zwischen Plättenstraße und Wiener Gasse. Dort quälen sich täglich rund 2.000 Autos durch, womit für Passanten und Radfahrer immer wieder gefährliche Situationen entstehen. Jetzt sollen breite Geh- und Radwege entstehen. Das passt weder den “Roten” noch der Bürgerliste.
Gemeinderat Anton Plessl (SPÖ) beruft sich auf eine von der Gemeinde in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2018, die gezeigt habe, dass eine Linksabiegespur Richtung Wiener Gasse bei der Spitalskirche den Verkehr durch die Ambros-Rieder-Gasse um 75 % verringern würde. Gleichzeitig wurde damals auch eine Planung für eine Begegnungszone in der Ambros-Rieder-Gasse in Auftrag gegeben.
Geldverschwendung für teure Studien
Plessl: “Nun ist alles anders, der Steuerzahler bleibt auf den Kosten für die Planungen aus 2018 sitzen und bezahlt jetzt die Planungen für die nicht notwendige Verbreiterung der Straße.”
Als Ursache für den Sinneswandel vermutet Plessl (82), längstdienender Gemeindepolitiker des Ortes: “Das im Osten der Gasse gelegene angrenzende Grundstück, Wiener Gasse 47, ist schon zu 50 % an einen Immobilienentwickler verkauft. Für die restlichen 50 % laufen derzeit noch Verhandlungen. Klar ist: Für die Zu- und Ausfahrten für das 4.400 m2 große Grundstück ist eine Verbreiterung der Gasse ein enormer Vorteil.”
Und Gabriele Wladyka von der Bürgerliste argumentiert: “Die geplante Verbreiterung der Ambros Riedergasse von 4m auf 7,5m wird zwangsläufig zu einer massiven Zunahme des Durchzugsverkehrs führen.”
Und weiter: “Die überwiegende Breite des Gehsteigs beträgt rund 1,50m, ist also keineswegs zu schmal für Kinderwägen und Rollstühle. Das Verkehrskonzept Mobil 2030, das 170.000 Euro gekostet hat und bis 2030 gelten sollte, sieht als Verbesserungsmöglichkeit die Herstellung einer Begegnungszone vor. Die Entfernung des Gehsteiges ist dazu nicht nötig. Somit wäre eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 20 km/h vorgeschrieben, die mittels Radar kontrolliert werden könnte und die Gefahrensituation stark entschärfen würde.”
Bürgermeisterin Andrea Kö (ÖVP) sieht die Vorschläge der Gemeinde unter dem Leitgedanken der Erhaltung des grünflächigen Charakters des Ortsbildes. Innerhalb der Auflagefrist bis 10. Oktober haben die Perchtoldsdorfer Bürgerinnen und Bürger Zeit, ihre Rückmeldungen bei der Gemeinde abzugeben.