Perchtoldsdorf: Mit 400 Zugbewegungen pro Werktag ist die Südbahn zwischen Wien-Meidling und Mödling einer der frequentiertesten Gleisabschnitte Mitteleuropas. Die ÖBB planen nun, wie bereits ausführlich berichtet, den viergleisigen Ausbau der Strecke bis zum Jahr 2027. Seit 2021 wurden die möglichen Auswirkungen dieses Projekts, beispielsweise auf Umwelt und Anrainerschaft, in Vorbereitung eines UVP-Verfahrens untersucht. Vom 6. Mai bis 1. Juli haben die Bürger nun die Möglichkeit, die von der ÖBB eingereichten Unterlagen für die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) einzusehen und dazu Stellung zu nehmen.
Die Marktgemeinde Perchtoldsdorf wird im UVP-Verfahren durch Vizebürgermeister und Mobilitätsreferent Christian Apl (Grüne) und die Gemeinderäte Vladimir Arthofer (SPÖ), Anton Platt (NEOS) und Philipp Sladky (ÖVP) vertreten. Nicht dabei sind die FPÖ und die Bürgerliste.
“Die Bürgerliste wurde nicht eingeladen und somit ausgegrenzt, mindestens 1000 Bürger, die uns unterschrieben haben, sollen hier nicht vertreten werden”, beschwert sich Bürgerlisten-Chefin Gabriele Wladyka wohl nicht ganz zu Unrecht. Und meint: “Sie sind vermutlich in den Augen der Bürgermeisterin ‘Krawallmacher’, so wie jene 1000, die gegen die Kanalgebühren unterschrieben haben.”
ÖVP-Bürgermeisterin Andrea Kö findet den Ausbau der Südbahnstrecke gut. „Durch die Möglichkeit der Taktverdichtung in beiden Fahrtrichtungen wird ein hoch leistungsfähiger öffentlicher Verkehrsträger zur Verfügung stehen. Für Perchtoldsdorf geht es darum, die Chancen zu ermöglichen, die dieses Projekt bietet.” Zum anderen, so die Bürgermeisterin, müsse man die Einschränkungen für Anrainerinnen und Anrainer auf ein Minimum reduzieren, etwa durch die optimale Anbindung von Busverbindungen an die Haltestellen.
Weniger euphorisch als die Rathausmehrheit sieht die Bürgerliste, immerhin drittstärkste Partei bei den letzten Gemeinderatswahlen, das Südbahnprojekt und bringt folgende Argumente ins Treffen:
Das Vorhaben “Viergleisiger Ausbau der Südstrecke Meidling-Mödling” ist aus folgenden Gründen nicht umweltverträglich und damit nicht genehmigungsfähig:
* Alternativlösungen zum 4-gleisigen Ausbau, z.B. ein Verkehrsleitsystem, wurden nicht geprüft
* Die Wendeanlage für Züge, die in Liesing enden, ist auf Perchtoldsdorfer Gebiet unzumutbar
* Lärmschutz für die Bewohner unzureichend: 50 % Frequenzsteigerung auf 600 Züge /24 Std. + zusätzliche Güterzüge (zum Teil von der Pottendorflinie) – alle 2 Minuten ein Zug, Tag+ Nacht, 365 Tage pro Jahr
* Widerspricht den Klimaschutzzielen: weiträumige Umweltschädigungen durch Zerstörung des Grüngürtel
* Lebensraum für viele Vögel, Insekten und geschützte Tierarten wird unwiederbringlich vernichtet.
* Verschwendung von Ressourcen und Steuergeld (Abriss der kürzlich erneuerten Mühlgasse-Brücke)
* Grünoasen vieler bestehenden Kleingärten werden geopfert
* Verbesserung des Betriebes nach dem Umbau fraglich aufgrund von Personalmangel und Mißmanagement bei den ÖBB.