Traditionslokal weicht der Spitzhacke

In wenigen Stunden Geschichte: der Sonnbergwirt

Perchtoldsdorf. Und wieder stirbt ein Stück Ortsgeschichte. Kommenden Montag, 18.2.2019, sollen die Bagger vorfahren und den traditionellen “Sonnbergwirt” in der Sonnbergstraße 22, den ehemaligen “Killermann”, niederreißen. Ein Bauträger will dort fünf Häuser errichten.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Haus als Fuhrwerkerhaus errichtet, in den 1980er Jahren kaufte es Ludwig Killermann und machte es zu einem international bekannten Heurigen Restaurant. Er schaffte es mit seiner Küche und seiner persönlichen Art, Gäste zu betreuen, als erster Österreicher in den Guide Michelin. Und Gault Millau bezeichnete den “Killermann” als „Heuriger des 20. Jahrhunderts“.  

Ludwig Killermann mit Altbundeskanzler. Dr. Franz Vranitzky, Foto: Killermann

Bei Luki Killermann verkehrte die Weltprominenz, von Bill Clinton über Franz Josef Strauss (“mit dem war ich verwandt”) und Helmut Kohl bis Curd Jürgens und Luciano Pavarotti. Oder die Familie Porsche und Piech. “Viele Gäste waren ganz privat und geheim da, wie zum Beispiel der Prinz Philipp. Dem hab ich, wie den meisten anderen auch, bei der Führung durch mein Haus als erstes die Toilette gezeigt. Die war mit Perserteppich ausgelegt.”

Mitte der 90er Jahre verkaufte Killermann: “Ich hab einfach genug gehabt”, sagt er im langen Gespräch mit noe24.at. Der Sonnbergwirt bekam neue Besitzer und Pächter und war noch bis vor kurzem ein beliebtes Gourmetlokal.

Gastronomielegende Ludwig Killermann, Foto: Killermann

 

Ludwig Killermann lebt heute mit seiner Frau Franziska von Chizzola, die aus einem der ältesten Adelsgeschlechter Europas stammt (“ich habe sie 2008 im Kloster kennengelernt”), in Zürich und betreibt dort eine Praxis für Ergo-/Schmerztherapie.

 Jetzt bleibt nur noch die Erinnerung an das ehemalige Traditionslokal.  Nachbarn und Oppositionsparteien sind empört. “Fünf Schuhschachteln werden die Cottage Wohnzone weiter verunstalten”, sagt Gemeinderätin Gabriele Wladyka. “Die Bausperre und das Abbruchverbot für Gebäude, die vor 1945 errichtet wurden, kommt hier leider zu spät.”
Ein Stück Ortsgeschichte, vom Bagger niedergewalzt, Foto: Wladyka

3 Kommentare

  1. Ich bedanke mich für das Telefonat heute Früh zwischen🇦🇹 WIEN & ZÜRICH🇨🇭 und für das genauen Recherchieren von noe24 durch Lothar Schwertführer. Mein ehemaliges Haus Sonnbergstrasse 22 “Heuriger Killermann” war vor meiner Zeit ein FUHRWERKERHAUS AUS DEM 19.JAHRHUNDERT, das ich von Grund auf 1980 mit mehr als 20 Millionen Schilling neu revitalisiert habe. Es gehörte damals der bekannten Perchtoldsdorfer Familie BOIER. Ich wünsche meinen Perchtoldsdorfer Freunden, Politiker mit mehr BILDUNG, mehr HERZ und mehr HIRN für das Besonders Schöne an Schmuckkästchen in Perchtoldsdorf. Ich, an deren Stelle, hätte aus diesem Haus, von vor allem auch besonders guter Bausubstanz – da ich ja damals alles komplett saniert und bestens aufgebaut hatte – ein Heurigenmuseum mit Vinothek und Platz für Kulturveranstaltungen gemacht …. Schade um den Verlust für die Nachwelt ….
    http://www.killermann.ch🇨🇭

  2. 28.06.2020
    Lieber Luki, erst beim Googeln eurer sehr informativen Homepage http://www.killermann-ergo.ch🇨🇭 finde ich diese schockierende Nachricht. Es ist zwar schon über ein Jahr her, dass dieses Juwel in der Sonnbergstraße brutal dem Bagger zum Opfer gefallen ist, aber es tut MIR DAS HERZ WEH, du hast mich einst herumgeführt. Es war ein Schmuckkästchen außen und innen, was für ein Verlust für Perchtoldsdorf. Es muss dich sehr geschmerzt haben, davon zu erfahren. Tempi passati.
    Denn: Das Leben geht für dich und deine phantastische Frau Franziska von Chizzola weiter, ihr habt in Bülach etwas Großes aufgebaut, das vielen Menschen das Leben erleichtert oder sie sogar heilt. Darauf könnt ihr stolz sein.
    Liebe Grüße aus der Südstadt, es zieht mich nichts nach P’df. , deshalb wusste ich nichts von dem Abriss. Aber in die Schweiz sollte man wohl fahren und sich deiner Franziska anvertrauen. Vor Jahren hat sie mir mit einem einzigen kundigen Griff die Beweglichkeit meines Armes zurückgegeben, daran denke ich immer wieder.
    Regina

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