Keine Corona-Trennwende in ÖBB-Post-Bussen Ostösterreichs

Postbus in Coronazeiten: Der Fahrer ist durch ein Klebeband von den Passagieren getrennt, vorne darf man nicht einsteigen, Foto: Postbus/Andrea Friedrich

ÖBB-Postbus-Betriebsratsobmann Robert Wurm fordert dringend Trennwände für die Busse in den östlichen Bundesländern Österreichs, damit die Chauffeure vor Corona geschützt werden.

“Wie viele LenkerInnen und Fahrgäste müssen sich anstecken, bis Sie handeln?”, fragte er am Donnerstag in einer Aussendung.

In Supermärkten sind Trennwände zum Schutz des Kassa-Personals und der KundInnen seit März eine Selbstverständlichkeit. Auch die Verkehrsverbünde in Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Kärnten und der Steiermark haben inzwischen reagiert und es werden laufend sämtliche Linienbusse mit Trennwänden für die LenkerInnen ausgestattet.

“Nur in Oberösterreich, Niederösterreich, Wien und dem Burgenland können sich die Beteiligten offenbar nicht einigen, wer die läppischen Kosten dafür trägt. Dort sind aber weit mehr als die Hälfte unserer 2.200 Linienbusse unterwegs. In diesen Bussen sind gut 1.600 Lenkerinnen und Lenker und ihre Fahrgäste jetzt mitten im zweiten Lockdown weiterhin ungeschützt”, kritisiert Wurm.

Der Einbau einer wirksamen Trennwand in der Fahrerkabine kostet gerade einmal 459 Euro – inklusive Material und Arbeitszeit. “Dass weder das Unternehmen noch die Verkehrsverbünde bereit sind, diesen Minimalbetrag zum Schutz von MitarbeiterInnen und Fahrgästen in die Hand zu nehmen, ist eine Schande”, beklagt Wurm.

Angesichts dessen, dass die Corona-Pandemie weiterhin völlig außer Kontrolle ist, spricht der Betriebsrat von einem klaren Verstoß gegen das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz. “Die Heldinnen und Helden der Straße in dieser Pandemie haben ein Recht darauf, so gut es geht geschützt zu werden. Wenn die Verkehrsverbünde und das Unternehmen nicht endlich reagieren, müssen Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Verkehrsministerin Leonore Gewessler per Verordnung eingreifen”, verlangt der Betriebsrat.

Auch nach der Pandemie haben solche Einbauten für Busunternehmen einen Mehrwert. Die Trennwände schützen nicht nur vor COVID-19, sondern auch vor Grippe- und anderen Viren, aber auch vor Übergriffen. “Alleine die Ersparnis der Kosten für etwaige Krankenstände und das Sicherheitsgefühl am Arbeitsplatz würden den Einbau rechtfertigen”, so Wurm.

Bei den ÖBB kann man die Aufregung nicht verstehen. 

Alle Richtlinien und Vorgaben des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes würden eingehalten, sagt dazu Pressesprecher Christopher Seif von den ÖBB Niederösterreich/Burgenland.  “Im Gegenteil, wir achten natürlich sehr auf die Gesundheit und den Schutz unserer MitarbeiterInnen und es werden zahlreiche Maßnahmen, wie etwa regelmäßige Reinigung und Desinfektion oder die Ausgabe von MNS-Masken durch das Unternehmen, gesetzt. Zudem sind in Abstimmung mit dem VOR die vorderen Türen geschlossen, es findet kein Ticketverkauf in den Bussen statt und die erste Sitzreihe hinter dem Lenkerplatz ist abgesperrt – damit wird auch dem direkten Kontakt zwischen LenkerInnen und Fahrgästen Einhalt geboten.”

Was den Einbau von Trennwänden betrifft, verweist der ÖBB-Sprecher auf unterschiedliche regionale Regelungen. “In der Ostregion wird das dem jeweiligen Unternehmen überlassen und hier ist hinzuzufügen, dass die hohe Anzahl an Bussen ein Ausschreibungsprozedere verlangt mit einem darauffolgenden Einbau und einer anschließenden, neuen Typisierung jedes einzelnen Busses, was sowohl einen kosten- aber auch einen zeitintensiven Vorgang darstellt.” Die vom Betriebsrat angegebenen Kosten von 450 EUR pro Trennwand sind laut ÖBB wesentlich höher.

Mag sein, aber bei der Gesundheit und dem Leben unserer Busfahrerinnen und -fahrer zu sparen, ist wohl sicher der falsche Weg, um die Krise zu bewältigen.