“Das Wetter ist uns völlig wurscht. Wir sind dankbar, dass das heute stattfinden kann.” Michael Sturminger, Intendant der Perchtoldsdorfer Sommerspiele, begrüßte Mittwochabend (5. August) im Burghof, flankiert von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Bürgermeister Martin Schuster, die Premierengäste von “Romeo und Julia”. Corona bedingt waren es diesmal nur halb so viele wie sonst, jeder zweite Sitzplatz war gesperrt. Vor einigen Monaten zitterte man, ob es heuer überhaupt eine Aufführung geben würde. Aber Optimist Sturminger hatte bis zur letzten Minute mit seiner – richtigen – Entscheidung, doch zu spielen, abgewartet.
Der Shakespeare-Klassiker über die bis in den Tod reichende bedingungslose Liebe zweier Jugendlicher aus zwei verfeindeten Familien im Verona des 16. Jahrhunderts beeindruckte in der modernen Perchtoldsdorfer Version von Regisseurin Veronika Glatzner durch hervorragende schauspielerische Leistungen des gesamten Ensembles. Neben den Protagonisten Valentin Postlmayr (Romeo) und Lena Kalisch (Julia) ernteten Marie-Christine Friedrich (in einer Doppelrolle als Fürstin und Amme), Karl Walter Sprungala (Pater Lorenzo), Emanuel Fellmer (Mercutio) und vor allem Raphael Nicholas als Tybalt den stärksten Applaus.
Die große Schwäche dieser Produktion war das Bühnenbild. Es bestand, wenn man die Burg im Hintergrund nicht dazu zählt, nur aus einem riesigen Stahlgerüst, auf dem die Mitwirkenden wie Zirkusartisten herumturnen mussten, und sechs großen weißen Vorhängen. Diese schlugen den Akteuren wegen des starken Windes immer wieder um die Ohren, sodass man Romeo & Co. oft minutenlang gar nicht sehen konnte. Eigentlich auch eine Zumutung für die Schauspielerinnen und Schauspieler. In diesem Fall war weniger nicht mehr, sondern enttäuschend.
Alles in allem ein dennoch vergnüglicher Theaterabend, mit einem großen Thema (eben der Liebe) und einem Ensemble, das sein Letztes gab.
“Romeo und Julia” wird noch bis zum 4. September gespielt, Karten ab 30 EUR gibt es im InfoCenter am Marktplatz.