Perchtoldsdorf: Die soeben zu Ende gegangenen Perchtoldsdorfer Sommerspiele mit dem Kleist-Stück “Amphitryon” wurden von 6.739 Zuschauerinnen und Zuschauern besucht. Das sehr schwierige Stück, das wahrscheinlich nicht ohne Grund nur selten zur Aufführung gelangt, wurde zwar von einem Großteil der professionellen Kulturkritiker gelobt, doch beim Volk kam die von Neo-Intendant Alexander Paul Kubelka inszenierte Verwechslungskomödie nicht überall gut an. Bei der Premiere gab es viele leere Plätze, auch während der Premierenpause verließen zahlreiche Besucher die Veranstaltung und machten ihrem Unmut über die langatmig inszenierte Aufführung teils lautstark Luft. Blicke auf den Kartenverkauf im Internet zeigten, dass oft nur die Mitteltribüne gut gebucht war.
Im Vergleich zum Vorjahr, wo “Don Quijote” gegeben wurde, wurden heuer 1.560 Karten weniger verkauft. (Im Vorjahr waren es 8.300 Karten). Warum muss es in Perchtoldsdorf immer klassische Aufführungen geben? Diese Frage stellten vor einigen Jahren schon NEOS-Mandatare im Gemeinderat, bekamen aber keine befriedigende Antwort. Angeblich ist es deshalb, weil man bereits vor Jahrzehnten im Land Niederösterreich die Genres auf die jeweiligen Spielstätten (Stockerau, Mödling, Laxenburg etc.) aufgeteilt hat und Perchtoldsdorf für Klassik bestimmt wurde. Na und? Ist das ein ewig gültiges Gesetz, oder kann man nicht auch einmal in Perchtoldsdorf Theater bieten, das einfache Menschen ohne Germanistikstudium und ausgeprägte literarische Bildung auch verstehen? Wie wär’s mit Operette oder Musical? Schließlich zahlen die Perchtoldsdorfer Steuerzahlerinnen und Steuerzahler die Festspiele mit, und das ist jedes Jahr ein sechsstelliger Betrag.