“Sperrstund is, jo irgendeinmal macht jedes Lokal a bisserl zu”. Als einst der große Hans Moser dieses Wienerlied gesungen hat, ahnte er wohl nicht, dass es Jahrzehnte später einmal wegen einer Pandemie einen Lockdown geben würde. Eine Sperrstund für längere Zeit. Jetzt müssen wir also alle für die nächsten Wochen auf unser Vierterl beim Heurigen oder unseren Großen Braunen im Kaffeehaus verzichten.
Das ist hart, und viele verstehen auch nicht alle Maßnahmen, die uns diese Regierung auferlegt. Aber jeder, der seine fünf Sinne noch beisammen hat, wird wohl einsehen, dass man handeln muss, um Kontakte vorübergehend zu reduzieren und so die Ansteckungsgefahr mit dem Virus zu minimieren. Und die dramatischen Berichte von der Spitalsfront sind auch keine Erfindungen von Corona-Hysterikern, sondern leider bittere Tatsache.
Der Lockdown tut weh. Den vielen Gastronomen, Heurigenwirten, Kunstschaffenden und jedem einzelnen von uns. Aber was ist das alles im Vergleich zu dem bestialischen Terroranschlag vom Abend des 2. November in Wien? Von einem Moment auf den anderen wurde man sehr demütig und dankbar, dass man nicht zu den Opfern gehörte. Es hätte viele von uns erwischen können, die gut gelaunt im Schanigarten saßen und noch einmal fröhlich sein wollten. Dass ein privater Fernsehsender diese furchtbare Situation ausnützte, um mit seiner hohen Einschaltquote zu prahlen, ist einfach nur widerlich. Aber auch das ist leider der Zeitgeist.
Lothar Schwertführer