Martin Fürndraht, 47, Unternehmer (Schlosserei) und Gemeinderat in Perchtoldsdorf, ist Obmann der Wirtschaftskammer Mödling. Im Bezirk Mödling gibt es ca. 13.000 Gewerbeberechtigungen bei ca. 10.000 Betrieben. Davon ca. 4500 EPU´s.
noe24.at: Wie stellt sich für Sie als Kammerobmann die aktuelle Lage der Mödlinger Wirtschaftstreibenden dar?
Fürndraht: Die Situation ist für alle eine Herausforderung, nicht nur im Bezirk Mödling. Eine neue noch nicht “greifbare” Aufgabe steht an, wo noch keiner weiß, wohin die Reise geht. Der Bezirk Mödling ist wirtschaftlich gut aufgestellt, es muss gelingen, die Kaufkraft im Bezirk zu halten und die Regionalität besser in unser Kaufverhalten zu integrieren. Die Regionalität ist auch eines unserer Arbeitsthemen für 2020, wo sich jetzt herausstellt, dass es immer wichtiger wird, um unsere Unternehmer und damit auch das soziale Leben in der Region zu halten.
Was hat jetzt absolute Priorität?
Die rasche und möglichst unbürokratische Hilfe für Unternehmen, um einerseits für Arbeitsplatzsicherung zu sorgen (siehe Kurzarbeit), und andererseits auch die Unternehmer nicht alleine zu lassen.
An wen konkret können sich die Unternehmer, aber auch Freischaffende wenden, um Hilfe zu bekommen?
Grundsätzlich ist für jeden Unternehmer die eigene Interessensvertretung zuständig. Pauschal gesagt die jeweiligen Kammern.
Welchen Rat haben Sie an Unternehmen, was sollen sie jetzt tun?
Wie heißt es schon schön: Jetzt ist guter Rat teuer. Ich denke es ist wichtig, seine Ressourcen abzustecken, mit der WK-Bezirksstelle bzw. dem Steuerberater einen Fahrplan zu entwickeln. Sei es Stundungen bei Finanz oder ÖGK.
Wie ist die Lage in Ihrem eigenen Unternehmen?
Als Metallbauer dürfen wir zur Zeit noch produzieren und auch die Montage ist uns (noch) nicht untersagt. Allerdings nur unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen. Wir haben uns entschlossen, nur mit der Hälfte der Mannschaft zu arbeiten, damit die Sicherheitsabstände gewahrt bleiben. Weiters werden wir beim zuständigen AMS Kurzarbeit anmelden.
Wie schaut Ihr derzeitiger Tagesablauf aus?
Eigentlich wie gewohnt. Ins Büro fahren und meine täglichen Aufgaben erledigen. So weit wie möglich mein Unternehmen auf Schiene zu bringen, sei es für die kommenden Tage sowie auch für danach. Kammerarbeit wird natürlich jetzt auch gemacht. Mein Kalender ist aber derzeit leer, da alle Termine abgesagt sind. Das führt zu einer Art Entschleunigung.
Gibt es einen Hoffnungsschimmer, was Zeitraum und wirtschaftliche Überlebenschance der Krise betrifft?
Wie ich schon erwähnt habe, der Bezirk Mödling gehört sicher zu den Bezirken, die gut aufgestellt sind. Es spiegelt sich in den Zahlen wider. 2019 wurden an das Finanzamt Baden/Mödling 1,6 Mrd. Euro von den Unternehmen an Steuergeld überwiesen.
Wie wird die Wirtschaft im Bezirk Mödling nach der Krise aussehen?
Meine Glaskugel ist leider noch etwas unscharf, ich denke aber, dass sich die Wirtschaft generell dann erst einmal erholen muss, und das wird noch einige Zeit dauern. Und was danach auf uns zukommt …???