Beatrixheim: Chronik einer “geplanten” Schließung

Perchtoldsdorf: noe24.at hat über die geplante Schließung des Beatrixheimes berichtet. Mag. Anton Plessl (81), Obmann des Pensionistenverbandes Perchtoldsdorf, dessen Mitglieder von der Heim-Schließung besonders betroffen sind, hat gründlich recherchiert und uns folgenden Artikel zur Verfügung gestellt:

Das Grundstück, auf dem das Beatrixheim errichtet wurde, wurde 1975 von der Gemeinde an das Land verkauft. Das Land garantierte der Gemeinde die Errichtung „eines öffentlichen Landes-Altenheims“ (Punkt V des Kaufvertrages). Diese Zusage des Landes erklärt auch den überaus günstigen Kaufpreis von 2.483.000 Schilling.

Mag. Anton Plessl, Obmann des Pensionistenverbandes

Mit dem politischen Beschluss, nur mehr Pflegeheime für Personen mit hohen Pflegebedarf, ab Pflegestufe 4 zu errichten und zu betreiben, wurde die weitere Führung des Beatrixheims, vermutlich berechtigt, nicht mehr als sinnvoll erachtet. Die vorhandene Infrastruktur reichte dafür nicht aus. Die Überlegung, das Heim zu schließen, ist ab 2011 auf fachlicher und politischer Ebene diskutiert worden. Und diese Diskussion hatte durchaus ihre Berechtigung.

Das Beatrixheim in der Elisabethstraße. Das Grundstück lässt sich um geschätzte 15 Millionen Euro verkaufen

2011 ist auch der Entschluss gereift, das Grundstück anders und lukrativ zu verwerten. Der Beginn der Verwirklichung dieses Entschlusses lässt sich an einem Datum festmachen. Am 10. November 2011 wird eine Grundverwertungsgesellschaft (HYPO Gamma Immobilienerrichtungs- und Verwertungs GmbH) gegründet. Am 7. Dezember, nur ein Monat später, verkauft das Land das Grundstück um 6,2 Millionen Euro an diese Firma. Die Verpflichtung, ein „Altenheim“ auf dem Grundstück zu errichten, wird nicht weitergegeben.

Die Gesellschaft hat zwei Geschäftsführer und ihre Aufgabe beschränkt sich nur auf die Verwertung dieses Grundstückes, das in der Bilanz 2021 mit 5,1 Millionen Euro bewertet ist. Andere Aktiva sind nicht vorhanden.

2017 wird der Wohntrakt mit 33 Betten geschlossen. Das Gerücht, er würde geschleift und ein neues Pflegeheim errichtet, bewahrheitet sich nicht. Damals hätte das Land Strategien für eine humane und menschliche Schließung und vor allem für einen Neubau im Ort entwickeln können.

Heimleitung ließ die Bewohnerinnen und Bewohner dumm sterben

Spätestens mit der Beschränkung der Aufnahmen vor einem Jahr hätte die Leitung erste Informationen an die Bewohner und ihre Angehörigen weitergeben müssen. Als im November des Vorjahres die Schließung unabwendbar war, hat man wegen der bevorstehenden Landtagswahl zugewartet. Bis dann am 23. Februar alle Beteiligten informiert wurden und unmenschlich und herzlos das Pflegeheim „abgewickelt“ wurde.

Hektisch wird derzeit ein neues Grundstück für einen Neubau gesucht. Von der Bürgermeisterin wurde mitgeteilt, dass sich diese Suche schwierig gestalte. Die dem Land angebotenen Grundstücke, meint das Land, erfüllen nicht die Erfordernisse für ein Pflegeheim.

Ich bin überzeugt, kein Grundstück wird alle Bedingungen erfüllen können. Bürgermeisterin Kö und das Land tun derzeit alles, um dieses Desaster der Schließung in den nächsten Wochen und Monaten vergessen zu machen.

Meine Forderung, das vorhandene Grundstück in der Elisabethstraße für einen Neubau zu verwenden, wird abgelehnt. Warum, ist mir inzwischen klar: Das Grundstück kann lukrativ verwertet werden. Bei Umwidmung und Parzellierung kann der Verkäufer, die Grundverwertungs-GmbH, zumindest 15 Millionen Euro lukrieren. Das ist das Zweieinhalbfache des Preises von 2011.

Hätten Politik und Gesundheitsagentur klug, menschlich und vorausschauend gehandelt, hätten sie sicher viel menschliches Leid verhindert.

Die älteren Bürgerinnen und Bürger von Perchtoldsdorf können nur hoffen, dass die Suche nach einem Grundstück erfolgreich ist. Mich würde es freuen, wenn die Grundsteinlegung vor der Gemeinderatswahl im Jänner 2025 erfolgen wird.

Mag. Anton Plessl

 

 

 

Ein Kommentar

  1. Die Geschehnisse rund um das Beatrixheim sind eine Farce.

    Das süße Gift des schnellen Geldes hat anscheinend die Landesregierung infiziert. 15 Millionen sollen es also werden – dieser Ertrag ist allerdings nur dann realistisch, wenn die Gemeinde als Baubehörde die Widmung von “SZ Altersheim” in “Bauland” ändert. Ohne Umwidmung kein Reibach.

    Eine weitere Verdichtung des Gebiets rund um den Sportplatz und den Begrischpark halte ich für höchst problematisch. Schon jetzt ist durch die steigende Schülerzahl am BG/BRG, Mittelschule, VS Roseggergasse, Kiga Schwedenstift ein deutlich erhöhtes Verkehrsaufkommen festzustellen. Die Verdichtung im Bereich Zechmeisterg. / Fehnerweg bedeutet zusätzliches Pendleraufkommen, was durch die teils nur einspurig befahrbaren Zufahrten über die Elisabethstr. und Tröschg. kaum zu bewältigen ist.

    Ich würde es begrüßen, wenn das Land am bestehenden Grund ein neues Heim bauen würde. Zusätzlicher Platzbedarf kann durch den Ankauf des Grundstücks Schießgrabensteig 5 (unbebaut, steht zum Verkauf!) gedeckt werden. Der Neubau kann so gestaltet werden, dass die Bestandsgebäude nach und nach abgetragen werden, so dass die BewohnerInnen ihre Heimatgemeinde nicht verlassen müssen.

    Die Heimleitung würde ich von der Kritik ausnehmen: Wir haben als Nachbarn des öfteren Kontakt mit der jeweiligen Leiterin (leider gab es in dieser Postion mehrere Wechsel, was auch nicht gerade für eine zukunftsweisende Politik des Landes NÖ spricht) Kontakt, übereinstimmend war zu erfahren, dass die MitarbeiterInnen und Gäste des Heims über deren Zukunft seitens des Landes stets im Unklaren gelassen wurden. Sie sind also ebenfalls Opfer dieser Situation und nicht (Mit)verursacher.

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