Perchtoldsdorf: Die Gemeinderatswahlen 2025 werfen ihre Schatten voraus. Während die eine Oppositionspartei, die Bürgerliste von Gabriele Wladyka, die katastrophale finanzielle Lage der Gemeinde Perchtoldsdorf und deren exorbitant hohe Beamtengehälter aufs Korn nimmt, schießt sich die SPÖ unter ihrer neuen Führung plötzlich auf einen der berühmtesten Söhne des Ortes ein: Franz Schmidt. Der Starkomponist, der heuer seinen 150. Geburtstag hätte und von 1926 bis zu seinem Tod 1939 in Perchtoldsdorf lebte, soll am Nationalsozialismus angestreift sein, aber zumindest dem austrofaschistischen, diktatorischen Ständestaat stark verbunden gewesen sein. Die SPÖ beruft sich diesbezüglich auf einen Artikel des Ortsarchivars DDr. Gatscher-Riedl in der aktuellen Perchtoldsdorfer Rundschau.
In einem Schreiben an Bürgermeisterin Andrea Kö und Vizebürgermeister Chrstian Apl fordert SPÖ-Chef Ernst Machart, dass sich die Marktgemeinde Perchtoldsdorf von “Huldigungen für Franz Schmidt als faschistisch-diktatorischen Regimen (sei es Austrofaschismus, sei es Nationalsozialismus)” nahestehendem Komponisten distanziere. Im Lichte dessen, so das Ansinnen der SPÖ, sei wohl auch die Umbenennung der Musikschule geboten. “Es würden sich ja auch unbelastete Komponisten mit Nahebezug zu unserem Ort anbieten”, heißt es im SPÖ-Brief wörtlich.
Bürgermeisterin Andrea Kö und Vizebürgermeister Christian Apl weisen jede Sympathie für eines der erwähnten Regime ebenso auf das Schärfste zurück wie diesbezügliche Unterstellungen. Sie verweisen darauf, dass die Gründung einer kommunalen Musikschule am 18.11.1982 im Gemeinderat einstimmig beschlossen wurde, auch mit Stimmen der SPÖ, und dass es damals bei der Namensgebung keine Diskussion gegeben habe. “Wir haben im Jahr 2022 40 Jahre Franz Schmidt Musikschule gefeiert. Auch zu diesem Zeitpunkt wurde der Name seitens der SPÖ nicht thematisiert”, so Bürgermeisterin Andrea Kö.
Ob die politische Vergangenheit von Franz Schmidt für den Durchschnittsbürger von Perchtoldsdorf wirklich das Thema ist, das ihn/sie am dringendsten beschäftigt, sei dahingestellt. Viel eher sind es wohl die obszönen Erhöhungen der Kanal- und Wassergebühren (+ 42% und 57%, noe24.at berichtete) oder das, was Gemeinderätin Gabriele Wladyka in ihrer jüngsten Aussendung berichtet: Dort erfährt man, dass der Amtsdirektor der Marktgemeinde ein Jahresgehalt von 220.000 Euro bezieht, der Archivar 13.000 Euro im Monat verdient und so weiter. Die Funktion des Bauamtsleiters wurde für 9 Monate doppelt besetzt, was die Gemeinde 2024 rund 100.000 Euro mehr gekostet haben soll.
Interessante Themenmischung.
Es sei angemerkt, dass die Gebühren nunmehr nicht um 42% / 57% erhöht werden, sondern “nur” um ca. 20%. So hat es der GR zuletzt beschlossen.