Perchtoldsdorf: Am 20. Juni findet, wie berichtet, eine Demo der Bürgerinitiative “Seegemeinschaft” für die öffentliche Nutzung des Steinbruchsees statt. Bürgermeisterin Andrea Kö hat uns eine ausführliche Stellungnahme geschickt, warum die Gemeinde Perchtoldsdorf als Grundstückseigentümer gegen die Öffnung des Sees ist. noe24.at gibt diese wertfrei hier wieder.
Als Grundeigentümerin des Steinbruchs und der Waldfläche ist die Marktgemeinde Perchtoldsdorf bestrebt, die Naturschutzgebietsflächen anhand naturschutzfachlicher Kriterien in einem naturschutzgebietswürdigen Zustand zu erhalten. Dazu wurde durch anerkannte Biologen und Biologinnen ein umfangreicher Managementplan ausgearbeitet, welcher seit vielen Jahren in der Praxis erfolgreich umgesetzt wird, um die mannigfaltigen Lebensräume für die artenreiche Fauna und Flora im Naturschutzgebiet zu erhalten. Begleitend dazu findet auch seit Unterschutzstellung eine umfassende Bildungsarbeit statt, die zahlreichen Schulklassen aus Perchtoldsdorf, sowie aus angrenzenden Gemeinden im Bezirk Mödling und Wien in Form von geführten Exkursionen, die Schutzgüter und notwendigen Pflegemaßnahmen vermittelt. Vom Sommer 2022 bis Frühjahr 2023 wurden die per Bescheid verordneten Maßnahmen der Naturschutzabteilung umgesetzt, wie z.B. die Adaptierung des Ablaufbauwerks zur Erhöhung des Wasserstands um 1 m auf seine ursprüngliche Höhe. Zudem soll die Laich-Situation für die geschützten Amphibienarten verbessert werden. Daher haben wir heuer ein zusätzliches Amphibienbecken angelegt. Dieses wurde bereits nach wenigen Tagen von Gelbbauchunken und Wasserkäfern angenommen, ist also als Verbesserung und Erfolg für den Amphibienschutz zu werten.
Wir arbeiten hier auch intensiv mit dem Heideverein zusammen, der für uns eine aktuelle Bestandsaufnahme gemacht hat und zu folgendem Ergebnis gekommen ist:
Der Umbau des Auslaufbauwerks und Anhebung des Wasserspiegels, sowie das Abbaggern des Zugangs , das Tor/Zaun sowie die Aufsicht vor Ort haben sich sehr positiv ausgewirkt.
Dadurch ist der zuvor etwa 1-2 m breite kahle, großteils abgetrampelte und steinige „Strandbereich“ wieder unter Wasser und es hat sich die in Resten noch vorhandene Ufer- und Wasserpflanzenvegetation wieder zu regenerieren begonnen. Unter anderem ist hier das stark gefährdete Braune Zypergras wieder anzutreffen. Damit entsteht hier im seichten Wasser und auf großer Fläche wieder ein Bereich, in dem sich Amphibienlarven gut entwickeln können, da der Seichtwasserbereich von Fischen weitgehend gemieden wird und sich aufwärmt, was eine bessere Entwicklung der Amphibienlarven ermöglicht.
Der Ablaufgraben wurde auch vor der Anhebung des Wasserspiegels von Fischen frequentiert, somit ist hier keine Änderung gegeben. Dieser ist allerdings vor der Anhebung des Wasserspiegels zwischen Übergang (Rohr) und Auslaufbauwerk im Frühling/Sommer regelmäßig ausgetrocknet, bevor die Amphibienlarven fertig entwickelt waren. Dieser Bereich ist durch die Strukturen (Äste, Schilf, Rohrkolben) vor allem für die Erdkröten von Bedeutung, da sie an den Strukturen ihre Laichschnüre befestigen können. Die Kaulquappen der Erdkröten werden von den Fischen nicht gefressen, da sie bittere Abwehrstoffe haben.
Somit hat sich durch die Regeneration der Ufer und Anhebung des Wasserspiegels nicht nur die insgesamt als Amphibienhabitat nutzbare Fläche deutlich vergrößert, durch die sich regenerierende Ufer- und Seichtwasservegetation ist auch die Vielfalt an Strukturen und Bedingungen im See deutlich erhöht, was sehr positive Auswirkungen hat.
Zur Kontrolle des Gebietes sind 3 Studenten im Einsatz. Zusätzlich ist die Firma Securop beauftragt. Es sind vor Ort Tafeln aufgestellt sind, die auf das Betretungsverbot und das Naturschutzgebiet hinweisen. Wir gehen davon aus, dass sich Menschen an die Gesetze halten. Nur weil nicht rund um die Uhr bewacht ist, bedeutet das doch nicht, dass man sich nicht an die gesetzlichen Regelungen halten muss. Wir haben eine Verantwortung der Natur und den Tieren gegenüber.
Bürgermeisterin Andrea Kö