Perchtoldsdorf: Mit dem eher selten aufgeführten Lustspiel “Amphitryon” von Heinrich von Kleist ging Alexander Paul Kubelka am 27. Juni ins zweite Jahre seiner Intendanz bei den Sommerspielen Perchtoldsdorf. War es voriges Jahr bei “Don Quijote” ein 60.000 Euro teurer Sandhaufen, der die Szene vor der Burg beherrschte, so ging der Intendant, der zugleich Regisseur und Bühnenbildner ist, diesmal ins Wasser. Ein künstlich angelegter Teich, mit unterschiedlich großen, von ihm errichteten Steinen (Kubelka ist ja gelernter Bildhauer) ist Bühne und metaphorische Ebene für das Stück, in dem es um Ehebruch zwischen Göttern und Menschen geht, aber letztlich auch um die allzu menschlichen Liebesgefühle der Gottheiten. Der Teich soll den großen Spiegel symbolisieren, vor dem sich die Menschen fragen: “Wer bist du eigentlich?”
Zog sich der erste Teil des Stücks ein wenig in die Länge und konnten nur besonders geeichte Literatur- und Theaterfans dem Stück einen Unterhaltungswert abgewinnen, so war die wohl größte Meisterleistung des Regisseurs die Auswahl der Schauspielerinnen und Schauspieler. Dass er mit Gregor Seberg und Jakob Seeböck gleich zwei ehemalige TV-Kommissare engagierte, mag im Vorfeld vielleicht bei dem einen oder anderen Theater-Hardliner zu mitleidigem oder arrogantem Lächeln geführt haben. Doch was die Protagonisten der so genannten leichten Unterhaltung, nämlich TV-Krimi, da geboten haben, war meisterhaft. Vor allem Jakob Seeböck glänzte in der Hauptrolle als Jupiter und Amphitryon und bewies, dass ein guter Schauspieler alles spielen kann, vom TV-Inspektor bis zum hochkarätigen Klassik-Darsteller. Auch Gregor Seberg, dessen Mitwirken schon im Vorjahr zum großen Publikumserfolg geführt hatte, enttäuschte nicht, auch wenn seine Handlungen und Worte als Sosias bzw. Merkur eher den Charakter einer Löwinger Bühne hatten, doch die wurden ihm ja vorgeschrieben.
Großartig auch Larissa Fuchs als Alkmene, die Frau von Amphitryon, die sich mit dem vermeintlichen Ehemann ästhetisch liebend im Wasser räkelte und ganz große Monologe lieferte. Ebenso ihre Kollegin Daniela Golpashin, welche ihre treue Dienerin Charis gab, die Ehefrau von Seberg (bzw. Sosias).
Und so hatte sich die achtwöchige Probenarbeit, auf die Intendant und Regisseur Kubelka bei den einführenden Worten hingewiesen hat, wohl gelohnt. Sein Wunsch “Wir hoffen, dass das, was wir zeigen, euch auch erreicht” dürfte bei den meisten wohl angekommen sein.
Begeistert bei der großen Premierenfeier im Anschluss an die Aufführung zeigten sich im Restaurant Alexander bei bodenständigen und maritimen Köstlichkeiten nicht nur Bürgermeisterin Andrea Kö und ihre Kulturgemeinderätin Johanna Mayerhofer, sondern auch Burgschauspieler und TV-Liebling Branko Samarovski. “Großartig, wunderbar”, gab er sich im Gespräch mit noe24 euphorisch.