Eine Katastrophe für die knapp 50 älteren Menschen, die ihren Lebensabend im Beatrixheim in der Elisabethstraße in Perchtoldsdorf verbringen: Das Heim soll wegen baulicher Mängel geschlossen werden. Jetzt müssen hochbetagte, zum Teil auch schwerst behinderte Menschen innerhalb weniger Monate ihren geliebten Lebensraum verlassen. Bürgermeisterin Andrea Kö hat angeblich schon ein Ersatzgrundstück gefunden. Die Oppostion tobt. Gabriele Wladyka von der Bürgerliste vermutet eine groß angelegte Grundstücksspekulation hinter der Schließung.
Am 27. September 1980 wurde das Beatrixheim seiner Bestimmung übergeben. Nur 43 Jahre später muss das Land feststellen, dass „dringend notwendige Sanierungen wirtschaftlich nicht mehr vertretbar sind“. Obwohl die Probleme mit der Haustechnik seit Jahren bekannt sind, habe das Land nichts unternommen, sagt SPÖ-Gemeinderat und Obmann des Pensionistenverbandes Anton Plessl.
Für die Perchtoldsdorfer Bürgermeisterin Andrea Kö ist die Situation „eine Katastrophe, 49 Personen werden entwurzelt. Auch wenn wir nicht zuständig sind, werden wir als Gemeinde alles unternehmen, um die Betroffenen zu unterstützen“, so die Ortschefin in der Zeitung NÖN. Angeblich wurde bereits ein Grundstück für ein neues Heim gefunden.
Die 47 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen können an anderen Standorten beschäftigt werden, heißt es.
SPÖ-Gemeinderat Anton Plessl: “Ein Bewohner hat mir erzählt, dass einige der Mitarbeiter geweint hätten, als sie vor wenigen Tagen über die Schließung informiert wurden. Viel dramatischer ist die Situation für die aktuell 49 Pflegeplätze. Diese Bewohner und Bewohnerinnen werden jetzt entwurzelt. Als Obmann des Pensionistenverbandes habe ich schon verzweifelte Anrufe bekommen, die mir das Leid der Bewohner und Bewohnerinnen geschildert haben. Und die auch fürchten, dass sie bei einem Pflegebedarf Perchtoldsdorf verlassen müssen.”
Vier Monate bleiben noch für die vollständige Räumung des Hauses. Anton Plessl: “Diese Räumung darf von der Gemeinde nicht akzeptiert werden. Das Problem kann nicht dadurch gemildert werden, dass für den Umzug das Taxi bezahlt wird, wie schon gefordert wurde. Das Heim muss offenbleiben, solange es für die derzeitigen Bewohner und Bewohnerinnen notwendig ist, also bis an ihr Lebensende.”
Gabriele Wladyka von der Bürgerliste: “Die Frage, die sich stellt: Ist wirklich Gefahr in Verzug oder will man einfach wieder mal was Großes bauen? Und gehts um das Wohl der alten Menschen oder um Profit?” Erfahrungsgemäß könne es letzteres sein, meint die geschäftsführende Gemeinderätin. “Abwasser- und Wasserleitungsschäden sollten doch von Versicherungen gedeckt sein und auch ein neuer Heizkessel ist kein Weltuntergang.”
In einer Aussendung vermutet Gabriele Wladyka, dass es sich bei der Beatrixheim-Schließung um eine großangelegte Grundstückspekulation handeln könnte und legt als Beweis dafür die Grundbuchseintragung aus dem Jahr 2012 bei, aus der hervorgeht, dass die Hypo Gamma Immobilienerrichtungs- und Verwertungs GmbH aus St. Pölten der neue Grundstückseigentümer ist.
“Warum hat das Land NÖ diesen Schritt gesetzt?”, fragt Frau Wladyka. “Seit damals hat man auch das Beatrixheim verkommen lassen und Teile waren stillgelegt, die man hätte nützen können. Möglich, dass man bereits damals damit spekuliert hat, das lukrative Grundstück in Zukunft mit teuren Häusern oder Wohnungen zu bebauen.”
Wladyka hofft nun, dass die Gemeinde Perchtoldsdorf einer Umwidmung nicht zustimmt und das “Bauland Sondergebiet Altenheim” erst einmal bleibt und nichts anderes gebaut werden darf.
Diese Entscheidung kommt für uns als Anwohner nicht überraschend, da bereits seit Jahren Informationen über den mangelhaften Zustand des Beatrixheims nach draußen dringen. So wurde bereits vor Corona der nördliche Trakt (an den Begrischpark angrenzend) wegen mangelnder Barrierefreiheit und schlechtem baulichen Zustand geschlossen. Im Zuge dieser Teilschließung wurde auch der Aufzug ausgeschaltet, welcher den BewohnerInnen einen Zugang zum Park ermöglichte. Die nunmehr anstehende Schließung ist somit die unvermeidbare Folge.
Die Tatsache, dass das Land NÖ den Grund an eine Verwertungsgesellschaft veräußert hat, war mir nicht bekannt und besorgt mich.
Es ist richtig, dass die Gemeinde sich nun zuerst einmal um die BewohnerInnen kümmert und einen Neubau koordiniert (aufgrund des höheren Platzbedarfs wohl an anderer Stelle). Danach muss allerdings ein transparenter Plan vorgelegt werden, was mit diesem Grundstück passiert – eine weitere Verdichtung der Bebauung ist vor allem aus verkehrstechnischen Gründen nicht sinnvoll. Über das Werkzeug der Widmung kann die Gemeinde hier wirksam im Sinne der PerchtoldsdorferInnen agieren.
Nachtrag: Eigentumsstruktur des Grundstücks:
Eigentümer laut Grundbuch:
– HYPO Alpha Immobilienerrichtungs- und Verwertungs GmbH, Hypogasse 1 3100 St. Pölten
befindet sich zu 100% im Eigentum von:
– HYPO Omega Holding GmbH, ebendort
befindet sich wiederum zu 100% im Eigentum von
– HYPO NOE Landesbank für Niederösterreich und Wien AG, ebendort.