So pflanzt die Gemeinde Wien Pensionisten auf Öffis

Seniorenfahrschein

Herr L. aus Wien (Name der Redaktion bekannt) ist leicht verwundert: Er wurde heuer 63 Jahre alt und hat seit seinem Geburtstag Anrecht auf Seniorenfahrscheine. Ein Seniorenfahrschein im Vor-Verbund kostet 3 Euro und gilt für 2 Fahrten, pro Fahrt also € 1,50. Er ist damit erheblich billiger als der Einzelfahrschein um € 2,40. Herr L. hat sich gefreut und sich gleich mit ein paar Dutzend Fahrscheinen eingedeckt. Leider etwas voreilig. Denn ab 1.1.2020 muss man sein 64. Lebensjahr vollendet haben, um einen Seniorenfahrschein zu bekommen. Herr L. muss also, wie Tausende seiner Altersgenossen auch, wieder einen normalen Fahrschein lösen. Erst ab seinem 64. Geburtstag, den er im Juli 2020 feiert, darf er wieder mit dem Seniorenfahrschein unterwegs sein. 

Laut Presseabteilung der Wiener Verkehrsbetriebe hängt die neue Tarifbestimmung für Senioren (ab 1.1.2022 gilt ein Seniorenfahrschein sogar erst ab 65 Jahren) mit einem Urteil des Verfassungsgerichtshofes zur Altersgleichstellung von Mann und Frau zusammen. Das verstehe, wer will. Herr L. versteht das jedenfalls nicht und fühlt sich von der Gemeinde Wien und den Verkehrsbetrieben einfach nur gepflanzt. Außerdem wird so mancher Seniorenfahrgast dann ab Jänner unbewusst zum Schwarzfahrer, weil er oder sie ja in dem guten Glauben ist, ohnedies einen (Senioren)Fahrschein gelöst zu haben.