SPÖ-Chef Andreas Babler: Wutrede in der Burg

Perchtoldsdorf: Einen Monat vor der Nationalratswahl trat SPÖ-Chef Andreas Babler (51) am 28. August in der Burg Perchtoldsdorf auf. Vor rund 250 Genossinnen und Genossen aus dem Bezirk Mödling ließ er sich beim Einmarsch in den Alten Festsaal der Burg unter lautem Geschrei und dröhnender Lautsprechermusik als “nächster Bundeskanzler von Österreich” begrüßen. Dann legte er los und wetterte über eine Stunde lang über die Zustände in dieser Republik und was er dagegen machen wolle.

SPÖ-Chef Babler in sportlichem Outfit und mit geballter Angriffslust gegen die anderen Parteien

Der Bogen war weit gespannt. Er reichte von der Bekämpfung der Kinderarmut (“370.000 Kinder sind in Österreich armutsgefährdet”) über Ärzte- und Pflegemangel (10.000 Ärzte und 80.000 Pflegekräfte fehlen, “wir müssen die Ausbildungsplätze verdoppeln”) bis zur ungleichen Bezahlung von Frauenarbeit. “Wir leben noch immer in der Zeit von Maria Theresia”. Dann schimpfte Babler über die ÖVP, die Innenminister und die “paar Buam, die geglaubt haben, sie können sich die Republik aufteilen” (gemeint sind Kurz und dessen Freunde).

Herzliche Umarmung von einer Genossin

“Ich muss schauen, dass ich meine Geschwindigkeit in den Griff krieg”, sagt er zwischendurch, während ein Mitarbeiter zu ihm springt und ihm den Schweiß von der Stirn wischt.

Es ist heiß und schwül im Alten Festsaal. Babler, in Jeans, blauem hochgekrempeltem Hemd und weißen Sportschuhen, ist voll in seinem Element. Wie ein Showmaster geht er von einem Ende zum anderen auf der Bühne und setzt seine Brand- und Wutrede fort. Verteidigt die Pensionisten (90 Prozent unserer Pensionen zahlen sich die Menschen eh selber und müssen dann als Bittsteller auftreten”), zeigt Verständnis für die Klein- und Mittelbetriebe (“die müssen wir stärken im Kampf gegen die Steuertricks der Großen”) und wettert gegen die Superreichen. “Die fünf reichsten Familien Österreichs besitzen so viel wie 4,5 Millionen Menschen.” Er fordert erneut vehement die Vermögenssteuer für die Superreichen.

Babler beim Auszug aus der Burg

Auch dem Thema Asylanten widmet Babler breiten Raum. Schimpft über Orban, den man seitens der EU längst zur Verantwortung für dessen Ablehnung gegenüber Migranten und Asylanten hätte ziehen müssen, und spricht davon, dass es sich bei Flüchtlingen schließlich immer um “Menschen” handle, von denen man spreche und denen man auch genügend Geld geben müsse, um zu überleben. “Oder sollen diese Leute stehlen gehen, wenn man ihnen die Mindestsicherung kürzt?”

Nach über einer Stunde ist der SPÖ-Chef, Bundeskanzlerkandidat und Bürgermeister von Traiskirchen am Ende. Beschwört noch einmal, ihn zu wählen, denn bei Nehammer als Bundeskanzler würde alles beim Alten bleiben und bei Kickl drohe sowieso riesiges Unheil, so Babler sinngemäß. Unter tosendem Beifall seiner Fans zwängt er sich an den TV-Kameras und Fotografen vorbei zum Ausgang. Und der Abend endet mit noch vielen Gesprächen bei Bier, Wein und Würstln im Burghof.